Weihnachten - Kraftpool unseres Lebens!
"Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten."
Die Verkündigung des Engels an Maria ist in vielen Kunstwerken dargestellt worden. Nicht selten ist der Engel dargestellt als imposante schwungvolle Erscheinung. Energiegeladen tritt er bei Maria ein, um ihr die Botschaft zu bringen. Diese wird ihr Leben verändern. Dargestellt ist immer wieder der Strahl aus der Höhe, der die „Kraft des Höchsten“ symbolisiert. Ebenso haben die Künstler die Taube eingefügt. In ihr kommt die Anwesenheit des Hl. Geistes zur Geltung, der über Maria kommt. In einer Darstellung gleiten in einem kraftvollen Strahl gleichsam die Taube und hinter ihr das Jesuskind mit einem Kreuz auf Maria zu, um bildlich eindeutig zu sagen: der Hl. Geist bringt das Jesuskind in seine neue Wohnung auf Erden, die Maria heißt. In einer anderen Darstellung wird der Dialog Marias mit dem Engel dargestellt: die Worte des Engels strömen aus seinem Mund. Die eine Buchstabenreihe ist auf den Kopf Maria gerichtet. Der zweite Satz richtet sich an den Leib Marias. Sie antwortet dem Engel und dieser Satz Marias steht für den Betrachter auf dem Kopf.
Wir können uns an solchen Darstellungen erfreuen. Wir können sie interpretieren und sie historisch bewerten.
Können uns diese Kunstwerke und kann uns dieser Text der Verkündigung uns auch heute etwas für unser ganz konkretes Leben sagen?
Dazu schauen wir zunächst in den Paulusbrief an die Römer. „Ehre sei dem, der die Macht hat, euch Kraft zu geben“, lesen wir dort. Die göttliche Kraft ist also nicht allein Maria vorbehalten. Gott überschattet also alle Menschen mit seiner Kraft und sie können daraus wirken in ihrem Leben.
Haben Sie schon mal erlebt, wie die Kraft Gottes in Ihnen gewirkt hat? Haben Sie schon mal gespürt, wie da eine Kraft von Ihnen ausging, die letztlich nicht von Ihnen kommen konnte? Haben Sie die Kraft Gottes in sich schon einmal gespürt?
Mir scheint es nicht unwichtig, gerade vor Weihnachten diese Frage zu bedenken. Feiern wir doch an Weihnachten das Geheimnis der Geburt unseres Herrn Jesus Christus, der uns Kraftquelle sein möchte.
Die Botschaft des Engels gelangt – bildlich gesprochen - schnell hinein in unseren Kopf. Schnell wir es zum abgelagerten Wissen, was jederzeit abrufbar ist. Allerdings setzt diese Botschaft oft nur wenig Aktivität in Gang beim Menschen.
Das, was uns wirklich bewegt und unser Leben prägt, ist das, was uns berührt. Da, wo unser Menschsein in seiner Ganzheit betroffen ist von einer Botschaft, die mich meint: da kann eine Botschaft wirken. Vielleicht können wir sagen: die Botschaft bleibt dann nicht im Kopf hängen. Sie wird Fleisch und Blut. Sie fällt tief hinein in den Menschen. Dort wird sie fruchtbar und kann sich auswirken.
Gott meint auch uns, wenn es in beiden Texten um die „Kraft des Höchsten“ geht. Es ist die Kraft, die jedem von uns in seiner Situation zu teil werden soll. Wir alle brauchen diese Kraft Gottes für unser Leben, für unsere Entfaltung und für die Aufgaben, die uns bedrängen. Aber es reicht eben nicht, die Botschaft von der Kraft im Kopf zu lassen als Glaubenswissen. Sie muß ein Lebenswissen und Erfahrungswissen werden, wo wir spüren: Ja, mein Gott umfängt mich mit seiner Kraft an jedem Tag.
Deshalb feiern wir das Weihnachtsfest in dieser intensiven und mit vielen Symbolen bereicherten Form. Weihnachten ist keine Kopfgeburt. An Weihnachten will sich die Kraft Gottes auswirken in uns und unserer Leben. Dazu braucht es Gefühle und Singen. Dazu braucht es Schmecken und Riechen. Dazu braucht es Beziehung und Freude. Und dazu braucht es Tradition und Gefühl.
Jesus will geboren werden in jedem von uns, damit wir Leben hervorbringen für die Welt, damit wir aber ebenso all das entfalten, was in uns angelegt ist.
Wagen wir „schwanger zu werden“ von der Kraft Gottes, damit Christus in uns geboren werden kann. Bringen wir Leben hervor durch die Kraft Gottes, die uns wirkt. | 
